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Ist Volleyball bald ein Frauensport?
15.11.2013
Volleyball

Ein Bericht aus dem OT vom 15.11.2013
Hintergrund: Die Lizenzzahlen im Männervolleyball befinden sich (fast überall) im Sinkflug

Seit 2008 lösen immer weniger Männer eine Volleyball-Lizenz. 2008 waren es schweizweit 9719, im Jahr 2012 mit 8696 gleich 1023 weniger. Auch im Regionalen Aargauer Verband SVRA stimmen die Zahlen nachdenklich. Von den 898 männlichen Lizenzierten von 2008 war man 2011 weit entfernt, als nur noch 847 Volleyballer um Punkte kämpften. Der «Aufschwung» zu 867 Männern in der Saison 2012/13 täuscht – damals wechselte der TV Schönenwerd mit diversen Männer- und Junioren-Truppen vom Solothurner in den Aargauer Verband.

Die Zahlen zur laufenden Saison sind laut Swiss Volley noch nicht ausgewertet, ersichtlich ist aber, dass heuer gleich viele Aargauer Herren-Teams wie letztes Jahr in die Meisterschaft starteten, jedoch drei Nachwuchsteams weniger. «Wenn es so weitergeht, wird der Schweizer Volleyballsport in fünf Jahren nur noch aus weiblichen Lizenzierten bestehen», gibt Roger-René Müller, Präsident des SVRA in seinem Jahresbericht an die Delegierten zu bedenken. 2011 war Swiss Volley übrigens einer von neun Sportverbänden, in denen die Frauen in der Überzahl sind (70 Prozent).

Olten fehlt ein Junioren-Team

Auch im Kanton Solothurn ist Volleyball ein von den Frauen dominierter Sport. So gibt es rund dreissig Solothurner Klubs, welche in den laufenden regionalen Meisterschaften Frauen-Equipen stellen – von der 2. Liga bis in die 5. Liga. Bei den Männern sind es dagegen nur dreizehn Vereine, und so bestehen denn auch deutlich weniger Spielklassen: Eine acht Teams umfassende Zweitliga und zwei Drittliga-Gruppen à je sechs Mannschaften. Noch deutlicher zeigt sich die Situation im Nachwuchs-Bereich. Bei den Juniorinnen gibt es auf den Stufen U23 und U19 je zwei Stärkeklassen, dazu nehmen sieben Teams an der Meisterschaft der U17-Juniorinnen teil. Junioren-Ligen sucht man dagegen vergeblich.

Der männliche Nachwuchs ist auch beim SV Olten ein Problem. Laut Mike Käppeli, dem stellvertretenden Obmann, versuche der Verein immer wieder mit diversen Aktionen, Knaben und Mädchen für den Sport zu begeistern. Dabei greife man vor allem auf die guten Kontakte zur Kantonsschule zurück. Gefruchtet hat dies aber bislang nur bei den Mädchen: «Wir haben ein Juniorinnen-Team mit einem Kader von 15 Mädchen. Bei den Jungs ist es schwieriger; sie sind sprunghafter, probieren mehrere Sportarten aus und wollen sich nur ungern festlegen.» Bei den Aktiven ist dagegen kein Rückgang an lizenzierten Spielern feststellbar. Seit Jahren stellen die Oltner drei Männer-Equipen, die erste Mannschaft spielt in dieser Saison erstmals in der NLB. «Die Zahlen sind auf einem eher tiefen Niveau stabil», so Käppeli.

TVS als grosse Ausnahme

Ebenfalls keinen Spielerschwund weist der TV Schönenwerd auf. Seit der Saison 2010/11 ist die Anzahl lizenzierter Spieler von 51 auf aktuell 74 gestiegen. Auch in den jüngsten Abteilungen U13 und U11 zählt der TVS insgesamt 13 männliche Teilnehmer. Das NLA-Fanionteam funktioniert bei den Niederämtern ganz klar als Zugpferd, in dessen Sog die zweite Mannschaft letztes Jahr den Aufstieg in die zweithöchste Liga der Schweiz realisierte. Dazu ist der TVS im Aargauer Verband mit einem Zweitliga- und einem Drittliga-Team vertreten. Auch ein U23-Team existiert. Diesem fehlt aber mehr und mehr die Konkurrenz.

Was unternimmt man im Aargau, um den Lizenzrückgang zu stoppen oder zumindest zu bremsen? Zum einen sind regionale Ausbildungszentren geplant. «Und wir müssen uns stärker im Schulvolleyball engagieren. Und es ist unabdingbar für das Überleben des Volleyballsports, dass die Vereine sich vermehrt im Nachwuchs engagieren», meint René-Roger Müller.

Von Melanie Gamma und Raphael Wermelinger